Einkaufs- und Mahlzeitenplanung (Resteverwertung) und Lebensmittelverderb

Baustein 12 (Sekundarstufe I, Klasse 7 – 8)

 

1. Einführung in das Thema
Jedes Jahr werden in privaten Haushalten durchschnittlich 80 Kilo Lebensmittel pro Person weggeworfen. So landen letztendlich 20% aller eingekauften Nahrungsmittel nicht auf dem Esstisch, sondern im Mülleimer. Weitere 5% machen bereits zubereitete Speisen aus (vgl. Klaubert 2011).
Ein Grund für die enorm hohe Lebensmittelverschwendung, die eigentlich vermeidbar wäre, ist das "ziellose Einkaufen" und damit verbundene unzureichende Kenntnisse der Einkaufs- und Mahlzeitenplanung. Viele Menschen haben keinen Überblick, was sie noch an Lebensmitteln zu Hause haben und was sie in den nächsten Tagen brauchen. Sie kaufen deshalb nicht gezielt ein.
Während Zubereitungsreste bei der Verwendung von frischen Produkten für die Speisenzubereitung kaum zu vermeiden sind, könnten die drei anderen Lebensmittelabfallarten ("Speisereste", "originale Lebensmittel", "angebrochene Lebensmittel") durch sorgfältige Planung, Einkauf, Lagerung, Verarbeitung und Verwendung theoretisch zu einem Großteil vermieden werden.
Demnach ist vor allem eine genaue Einkaufs- und Mahlzeitenplanung enorm wichtig, um Resten vorzubeugen, aber auch um viel Zeit und Geld zu sparen. Des Weiteren hat die richtige Lagerung einen großen Einfluss auf die Haltbarkeit von Lebensmitteln.
In diesem Baustein geht es um Tipps rund um die Einkaufs- und Mahlzeitenplanung und Tipps zum Umgang mit einzelnen Lebensmitteln, bei denen häufig Unsicherheit herrscht, wie z. B. Obst, Gemüse, Brot und Käse. Der Baustein kann als Ergänzung zum Baustein 2 "Mindesthaltbarkeitsdatum/Verbrauchsdatum: Woran erkenne ich, ob ein Lebensmittel noch genießbar ist" genutzt werden.

 

2. Mögliche Lehr- und Lernziele
Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage,

  • die Gründe für die zu hohe Entsorgung von Lebensmitteln und Speisen in privaten Haushalten zu benennen und zu bewerten.
  • die Vor- und Nachteile einer Einkaufsplanung und eines spontanen Einkaufverhaltens zu erläutern.
  • die Bedeutsamkeit der Mahlzeiten- und Einkaufsplanung für das eigene haushälterische Handeln zu begründen.
  • mögliche Folgen einer nicht vorhandenen Mahlzeiten- und Einkaufsplanung einzuschätzen.
  • Verkaufsstrategien eines Supermarktes und ihre Auswirkungen auf das Kaufverhalten von Kunden zu erläutern und zu bewerten.
  • basierend auf vorher erarbeiteten Kriterien einen Wocheneinkauf für ein junges Paar zu planen und ggf. durchzuführen.
  • leicht verderbliche Lebensmittel (LM), verderbliche LM und haltbare LM voneinander zu unterscheiden.
  • verschiedene Formen des Lebensmittelverderbs zu unterscheiden.
  • Möglichkeiten der Vorbeugung von Lebensmittelverderb zu benennen.

 

3. Hintergrundinformationen und weitere interessante Links, Literatur etc. für die Hand der Lehrperson

Klaubert, D. (2011): Die große Verschwendung. In: Frankfurter Allgemeine (Gesellschaft). http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/umwelt/wegwerfgesellschaft-die-grosse-verschwendung-11130879.html

Schwartau, S.,, A. Valet (2007): Vorsicht Supermarkt. Wie wir verführt und betrogen werden, Reinbek bei Hamburg

Verbraucherzentrale Hamburg (2007): Einkaufsfalle Supermarkt. Selbstverteidigung für Verbraucher, 1. Aufl. Hamburg (4,90 € zu bestellen über: www.vzhh.de)

http://www.dolceta.eu/deutschland/Mod4/sites/deutschland_Mod4/IMG/pdf/081001_planskizze_supermarkt_neu_lc.pdf

http://content.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2082970_0_9223_-taktik-im-supermarkt-wie-kunden-verfuehrt-werden.html

 

4. Hintergrundinformationen und weitere interessante Links, Literatur etc. für die Schülerinnen und Schüler

 

Vorschläge für den Unterricht

Problematisierung

 

Einführungsstunde in das Thema "Einkaufs- und Mahlzeitenplanung"

Ziele: Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage die typischen Gründe und Ursachen für Lebensmittelverschwendung in privaten Haushalten zu erarbeiten und zu verstehen.

Dauer: 60 Min.


Anleitung:
Brainstorming zu "Warum werfen du und deine Familie Lebensmittel in den Müll?“ an der Tafel. Auch hier bietet sich der kooperative Dreischritt „Think-Pair-Share“ an (Allein über das Thema nachdenken, mit dem Partner/der Partnerin oder in der Kleingruppe austauschen und dann im Plenum sammeln und besprechen.
Die genannten Gründe werden nun an der Tafel in Form eines Clusters zusammengetragen. Als Eingrenzung und Überleitung umkreist die Lehrperson die wichtigsten Gründe und gibt einen kurzen Überblick über den Verlauf der anstehenden Unterrichtsreihe. Im nächsten Schritt ist es sinnvoll, die drei grundlegenden Ursachen der Lebensmittelverschwendung in privaten Haushalten genauer unter die Lupe zu nehmen.
Dafür sollen sich die Schülerinnen und Schüler in Gruppen mit jeweils einer Ursache auseinandersetzen und typische Beispiele oder Situationen dafür finden. Diese können schriftlich mithilfe eines Clusters, oder der Placemat-Methode oder aber auch im szenischen Spiel dargestellt und anschließend den anderen Gruppen vorgestellt werden.


Material:
Mögliches Tafelbild und mögliche Schülerantworten:

mögliches Tafelbild

Beispielaufgabe für die Gruppenarbeit:
Überlegt euch für die Ursache "Zu viel eingekauft" verschiedene Beispiele! Warum kaufen Menschen oft mehr Lebensmittel ein, als sie wirklich brauchen?


Mögliche Schülerantworten

Zu viel eingekauft

Reste beim Essen

Verdorben, abgelaufen

Einkaufen ohne Einkaufszettel
(Zielloses Einkaufen)

Essen schmeckt nicht (z. B. aufgrund fehlender Kochkenntnisse)

Zu viele Lebensmittel eingekauft

Einkaufen "auf leeren Magen"

Zuviel gekocht

Kein Überblick über vorhandene Lebensmittel zu Hause (doppelter Kauf)

Verlockende Angebote im Supermarkt (Lustkauf, Spontankauf)

Fehlende Kenntnisse der benötigten Mengenangaben

Zu große Mengen eingekauft

Einkaufsfallen

...

Falsche Lagerung der Lebensmittel
(z. B. angebrochene Milch im Küchenschrank)

"Falsches Schätzen der benötigten Mengen"

...

...

...

...

...


Anmerkungen:
Sinnvoll wäre es, das Tafelbild während der Gruppenpräsentationen zu vervollständigen und somit alle genannten Gründe mit Beispielen zu versehen. Es ist davon auszugehen, dass die Schülerinnen und Schüler während dieser Arbeitsphase grundlegende Fragestellungen zum MHD, Lebensmittelverderb, richtiger Lagerung von Lebensmitteln usw. entwickeln und darüber diskutieren werden. Diese könnten in Form einer Expertengruppe von ihnen selbstständig zu Hause beantwortet und in der nächsten Stunde die Ergebnisse präsentiert werden.


 

Umsetzung

"Der Aufbau des Supermarktes – alles nur ein Zufall oder Strategie?"

Ziele: Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, typische "Einkaufsfallen" im Supermarkt mithilfe von Infotexten zu erarbeiten und diese anschließend in einer Staffetenpräsentation vorzustellen.

Dauer: 1 Std.


Anleitung:
Um die Schülerinnen und Schüler zu motivieren, ihre Erfahrungen miteinzubeziehen und ihr Vorwissen aus der letzten Stunde zu aktivieren, sollen sie mithilfe des Brainstormings Gründe nennen, warum Menschen häufig mehr im Supermarkt einkaufen, als sie ursprünglich vorhatten. Es ist sinnvoll, diese Antworten nochmals stichpunktartig an der Tafel festzuhalten. Gewiss werden einige der Schülerinnen und Schüler bereits vorhandenes Wissen über die Einkaufsfallen mit einbringen. Die Lehrkraft sollte daran anknüpfen und erläutern, dass es in dieser Stunde um typische Einkaufsfallen im Supermarkt geht, die in Gruppen erarbeitet und anschließend stichpunktartig mithilfe der Staffetenpräsentation den anderen Gruppen vorgestellt werden sollen. Jede Gruppe könnte 2 verschiedene Strategien bearbeiten. Die wichtigsten Informationen werden stichpunktartig auf Papierstreifen notiert und anschließend präsentiert.


Material:


Hinweis:

Die Vorlage der Planskizze Supermarkt ist nicht mehr im Netz zu finden, da die Seite Dolceta nicht mehr existiert. Eine Kopiervorlage befindet sich in der Downloaddatei des Bausteins


Anmerkung:
Falls es die Rahmenbedingungen ermöglichen, wäre es sinnvoll im Anschluss eine Erkundung im naheliegenden Supermarkt durchzuführen, um die vorher erarbeiteten Verkaufsfallen zu überprüfen. Dafür ist es notwendig, im Vorfeld, eine Genehmigung der Supermarktleitung einzuholen und im Vorfeld gemeinsam Beobachtungsaufgaben zu erstellen. Im Folgenden werden einige Anregungen zu den Erkundungsaufgaben gegeben.


Hausaufgabe:
Die Schülerinnen und Schüler erhalten den Auftrag, ihre Eltern zu ihrem Kaufverhalten zu befragen und die Antworten im folgenden Interview-Fragebogen stichpunktartig festzuhalten. Als Alternative könnten sich die Schülerinnen und Schüler auch im Partnerinterview gegenseitig zu ihrem Kaufverhalten im Supermarkt befragen.

 

"Eine Erkundung im Supermarkt vorbereiten, durchführen und auswerten"

Ziele: Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, verschiedene Aufgaben und Beobachtungsaufträge für eine Erkundung in den Supermarkt vorzubereiten.

Dauer: 45 Minuten (Vorbereitung), Ca. 1 Stunde (Erkundung), 45 Minuten (Auswertung)


Anleitung:
Es ist möglich, die Beobachtungsaufgaben für die Erkundung von den Schülerinnen und Schülern selbst bestimmen und erarbeiten zu lassen oder aber ihnen bestimmte Themenaspekte (empfehlenswert) vorzugeben. Im Folgenden werden einige mögliche Aufgaben für die Erkundung vorgestellt.


Material:
Mögliche Aufgaben für die Supermarkterkundung

 

"Einkaufen nach Lust und Laune oder doch lieber nach Plan?!?"

Ziele: Die Schülerinnen und Schüler sind in der Lage, anhand von zwei Fallbeispielen die Vor- und Nachteile eines geplanten und spontanen Einkaufverhaltens zu erarbeiten und aufbauend darauf mithilfe von Kochbüchern eine Mahlzeiten- und Einkaufsplanung für ein junges Paar zu aufzustellen.

Dauer: 1 ½ St.


Anleitung:
Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten in Gruppen anhand von zwei Fallbeispielen die Vor- und Nachteile von spontanen und geplanten Einkäufen, verschriftlichen diese in Tabellenform auf einer Folie und stellen ihre Ergebnisse ihren Mitschülerinnen und Mitschülern vor. Im Anschluss daran sollen sie im Plenum ihre eigene Einstellung zu den gegensätzlichen Einkaufsverhaltensweisen diskutieren und somit über ihr eigenes Einkaufsverhalten nachdenken. Exemplarisch sollen sie danach eine Mahlzeiten- und Einkaufsplanung mithilfe von Kochbüchern für ein junges Paar aufstellen.


Material:
Aufgabenblätter zu den Fallbeispielen

 

"Ein Experiment zur richtigen Lagerung von Lebensmitteln"

Ziele: Die Schülerinnen und Schüler führen ein Experiment zur sachgemäßen Lagerung einiger grundlegender Lebensmittel durch, um darauf aufbauend die richtige Lagerungsart für jedes dieser Lebensmittel und die Folgen einer falschen Lagerung für das Lebensmittel zu erkennen.

Dauer: 1 Stunde (Experimentvorbereitung), eine Woche später: 1 Stunde (Auswertung des Experiments)


Anleitung:
Die Lehrperson bringt verschiedene Lebensmittel mit und zeigt sie den Schülerinnen und Schülern. In einem offenen Unterrichtsgespräch sollen die Schülerinnen und Schüler ihr Vorwissen einbringen und Vermutungen über die "richtige Lagerung" der mitgebrachten Lebensmittel anstellen. Die Vermutungen sollten für den späteren Vergleich schriftlich festgehalten werden. Anschließend erläutert die Lehrperson kurz das Experimentvorhaben und die Durchführungsschritte:

  1. Lebensmittel in kleine Stücke schneiden und jeweils ein LM in ein Plastikschälchen legen (die Schälchen dafür mit einer doppelten Lage Küchenpapier auslegen)
  2. Schalen mit Klarsichtfolie verschließen und an unterschiedlichen Lagerorten platzieren: kühl, warm, hell, dunkel
  3. Die Lebensmittel nach einer Woche genauer unter die Lupe nehmen und ihre Veränderungen vergleichen und schriftlich festhalten (Die Schalen dabei bitte nicht öffnen!)

Vergleich und Auswertung:
Jeweils 2 – 3 Schülerinnen und Schüler untersuchen ein Lebensmittel, das an unterschiedlichen Orten gelagert wurde und erarbeiten die Unterschiede. Z. B.: Wie ist der Zustand des Lebensmittels "Brot", das an einem warmen, kalten, hellen und dunklen Ort gelagert wurde? Die Ergebnisse (die Beobachtungen) stellen sich die Schülerinnen und Schüler anschließend mithilfe der Methode "Galeriegang" (siehe dazu die Anleitung in dem Baustein "Entsorgungstagebücher") gegenseitig vor. Im Rückbezug auf die Einführungsstunde, in der "Lebensmittelverderb" als eine der wichtigsten Ursachen für Lebensmittelverschwendung genannt wurde, notieren die Schülerinnen und Schüler für jedes Lebensmittel den richtigen Lagerort in einer Tabelle.


Material:

  • Lebensmittel: Brot, Käse, Apfel, Banane, Joghurt, Tomate, Kartoffel etc.
  • Plastikschalen
  • Küchenpapier
  • Schneidebrett, Messer


Anmerkung:

Das Experiment ist sicherlich im Rahmen der Unterrichtsreihe "Lebensmittelverschwendung und Wertschätzung von Lebensmitteln" grenzwertig, allerdings kann dadurch den Schülerinnen und Schülern auf sehr spannende, lebensnahe und vor allem nachhaltige Art und Weise die richtige und falsche Lagerung grundlegender Lebensmittel verdeutlicht werden. Die Lebensmittelauswahl für das Experiment könnte sich an der "Hitliste der weggeworfenen Lebensmitteln" aus dem "Baustein Entsorgungstagebücher" orientieren. Generell sind für diesen Versuch ausschließlich schnell verderbliche Lebensmittel empfehlenswert, die in Haushalten oft weggeworfen werden.

[Stand: 27.10.2013]