Baustein 17 (Sekundarstufe I, Klasse 7 – 8)
1. Problematisierung
Eine im Jahr 2011 veröffentlichte Studie ergab: 21 % der von Haushalten in Deutschland gekauften Lebensmittel werden weggeworfen. Das ergibt eine Abfallmenge von ca. 6,6 Millionen Tonnen pro Jahr. Über die Hälfte (59 %) der Abfälle wäre vermeidbar, denn sie entstehen infolge falscher Einkaufsplanung oder nicht optimaler Lagerung. Ein zentrales Ergebnis der Studie war, dass Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich von Sonderangeboten und ansprechenden Warenpräsentationen in den Geschäften angesprochen fühlen, deutlich mehr Lebensmittel wegwerfen (The Consumer View 2011).
Auf der Suche nach Möglichkeiten zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung müssen auch die verkaufsfördernden Maßnahmen des Lebensmitteleinzelhandels (LEH) in den Blick genommen werden, denn sie tragen dazu bei, dass mehr gekauft wird, als eigentlich benötigt. Sie sind also mitverantwortlich für den hohen Anteil der in den Haushalten weggeworfenen Lebensmittel. "Schlechte Planung" heißt es dann verkürzt, wenn Verbraucherinnen und Verbraucher viel zu viel einkaufen. Doch warum tun sie das? Was steckt dahinter?
Verbraucherinnen und Verbraucher werden im Laden verleitet, mehr zu kaufen, als sie eigentlich wollten. Gut zwei Drittel aller Kaufentscheidungen fallen erst vor Ort im Geschäft (Schneider 2006). Mit Hilfe von Konsumentenpsychologie, Kundenfluss-analysen, Warengruppenzusammenstellungen ("Category management") und anderen Methoden wird zum Kauf animiert. Dem Supermarkt ist es einerlei, ob ihre Kundinnen und Kunden die gekauften Lebensmittel essen oder in den Abfall werfen. Seine Ziele heißen Wachstum und Gewinn (GfK 2008, S. 16).
Das Wissen um die eigene Manipulierbarkeit kann helfen, Einkäufe besser zu planen und weniger Lebensmittel wegwerfen zu müssen.
2. Allgemeine Hinweise zu den Materialien
Die angebotenen Unterrichtshilfen sind je nach Alter der Lernenden, zeitlichen Rahmen und Möglichkeiten anpassbar.
3. Mögliche Lehr- und Lernziele:
Schülerinnen und Schüler sollen
4. Hintergrundinformationen und weitere interessante Links, Literatur etc. für die Hand der Lehrperson
GfK & Accenture: Discounter am Scheideweg. München 2008.
http://www.gfkps.com/imperia/md/content/ps_de/discounterstudie.pdf
Schneider, Reto (2006): Preiskampf in der Bückzone. NZZ Folio 11/06.
http://www.nzzfolio.ch/www/21b625ad-36bc-48ea-b615-1c30cd0b472d/showarticle/fffc70d1-99f5-4326-912f-dfc7f23cbc48.aspx
Schwartau, Silke/ Armin Valet (2007): Vorsicht Supermarkt. Wie wir verführt und betrogen werden, Reinbek bei Hamburg.
The Consumer View: Save Food. Das Wegwerfen von Lebensmitteln – Einstellungen und Verhaltensmuster. Quantitative Studie in deutschen Privathaushalten. Studie für Cofresco. Präsentation.
http://www.cofresco.de/pdf/Results_Save_Food_Study_Germany.pdf
Verbraucherzentrale Hamburg (Hg.): Ratgeber "Einkaufsfalle Supermarkt – Selbstverteidigung für Verbraucher, 1. Aufl. Hamburg (4,90 € zu bestellen über: www.vzhh.de)
Dolceta online consumer education der EU-Verbraucherbildung: Planskizze eines Supermarktes.
Siehe auch Baustein12, dort ist die Planskizze eines Supermarktes zu finden. Quelle.:
http://www.dolceta.eu/deutschland/Mod4/sites/deutschland_Mod4/IMG/pdf/081001_planskizze_supermarkt_neu_lc.pdf
5. Hintergrundinformationen und weitere interessante Links, Literatur etc. für die Schülerinnen und Schüler
Verlockung im Supermarkt
Methodentyp: | Erkundung (nach: Reeken, Dietmar von (2004): Erkundung, in: sowi-online-Methodenlexikon) |
Ziele: | Aufmerksam werden auf Marketingstrategien in einer Einkaufsstätte |
Inhalt: | Verkaufsfördernde Strukturen im Supermarkt |
Dauer: | 90 Min. Vorbereitung; Erkundung vor Ort ca. 45 Min.; 45 – 90 Min. Nachbereitung |
Material: | Für die Vorbereitung:
Für die Erkundung:
Für die Nachbereitung:
|
Anleitung:
2 Packungen Tempotaschentücher,
2 Zwiebeln,
1 Paprikaschote (grün),
125g Champignons,
½ Milch,
50g geriebenen Käse,
250g Spaghetti,
1 kleine Dose Tomaten,
1 kleiner Beutel Gummibärchen)
auf der sie die Preise und die Verfügbarkeit der Waren sowie die Platzierung eintragen sollen.
Zusätzlich zur Beobachtung der Verkaufsstrategien sollte eine Kundenbefragung vor dem Supermarkt geplant werden, um festzustellen, welche "Verkaufstricks" tatsächlich funktionieren.
Fragen:
Haben Sie mehr eingekauft, als auf Ihrem Einkaufszettel stand?
Wenn ja, wie viele Artikel und welche Artikel haben Sie spontan gekauft?
Durchführung der Erkundung:
Gemeinsam sucht die Lerngruppe während des Unterrichts einen Supermarkt in der Nähe der Schule auf. Um die Aufgabe überschaubar zu halten sollte es kein Verbrauchermarkt (ab 1500 m2 Verkaufsfläche) sein. Im Vorfeld ist es wichtig, mit der Supermarktleitung abzusprechen, dass eine Erkundung geplant ist und was die Schülerinnen und Schüler konkret dort machen werden.
In der Nachbereitung wird eine Ergebniswand erstellt, auf der die entdeckten Kaufanreizstrategien, die Erfahrungen und Ergebnisse mit dem "Einkaufszettel" sowie die Ergebnisse der Kundenbefragung dokumentiert werden. Es wird gemeinsam eine Skizze angefertigt, wie ein "Mustersupermarkt" aussieht. Die Ergebnisse werden danach kategorisiert, ob sie eher Kaufanreize für frische (und damit leichter verderbliche Waren, die öfter im Müll landen) oder für haltbare Produkte geben.
Daran anschließend kann eine Pro-Contra Diskussion geführt werden:
Sollen Supermärkte die Kunden zum Kauf verführen?
[Stand: 28.09.2012]